Creditreform SchuldnerAtlas 2016 erschienen
Die Überschuldung steigt spürbar, vor allem "harte" Überschuldung nimmt weiter zu - so das Fazit der Creditreform im SchuldnerAtlas 2016.
Kernergebnisse:
- Die Überschuldung ist deutlicher als erwartet angestiegen. Zum Stichtag 01.10.2016 waren bundesweit 6,8 Mio. Personen über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf (+ 1,9% gegenüber 2015).
- Die Creditrefom beobachtet eine Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität (vereinfacht: gerichtliche Sachverhalte). Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 220.000 Fälle zu (+ 5,6%), während hingegen die Zahl der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) um rund 89.000 Fälle (- 3,2 %) zurückging.
- Häufigster Auslöser von Überschuldung ist weiterhin die Arbeitslosigkeit, wobei Krankheit und Sucht auch in 2016 stark zunehmen.
- Die Überschuldung im Alter nimmt weiter zu. Der Doppeltrend zur Altersarnut und Altersüberschuldung ist trotz einzelner positiver Entwicklungen stabil.
- "Junge Überschuldung" (unter 30 J.) weiterhin auf hohem Niveau.
- Der Trend zur zunehmenden Überschuldungsverhärtung und strukturellen Überschuldung ist stabil. Rund 4,17 Mio. Menschen sind dauerhaft überschuldet (+ 770.000 Fälle gegenüber 2006).
Das Sonderthema befasst sich mit „internationalen Ansätzen der Überschuldungsprävention aus verhaltensökonomischer Sicht“. Die Autorin, Cäzilia Loibl von der Ohio State University (USA), wechselt dabei den Blickwinkel von der ökonomischen Makroperspektive auf die Handlungsperspektiven der betroffenen Verbraucher. Der Gastbeitrag zeigt auf, dass die Finanzwissenschaft Überschuldung gegenwärtig überwiegend als ein Ergebnis von Ressourcenknappheit und nicht nur als das Ergebnis rationaler Abwägungen, mangelnder Finanzbildung oder von Impulsivverhalten begreift.
Als wichtige Maßnahmen gegen die im Bericht beschriebenen Entwicklungen fordert die Creditreform u.a. die Stärkung und den Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung, eine stärkere politische Sensibilisierung für die Belange überschuldeter Personen, Förderung von Finanzkompetenz insbesondere von jungen Verbrauchern, die Förderung einer verantwortungsbewussten Kreditvergabe und eine stärkere Einbindung der Überschuldungsforschung in die Armuts- und Bildungsdebatte.
In der Presseinformation vom 10.11.2016 sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.