iff-Überschuldungsradar "Kreditkompetenz bei jungen Erwachsenen"
Das Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff) hat ein neues Überschuldungsradar veröffentlicht.
Darin beschäftigt sich Hanne Roggemann vom iff mit der Kreditkompetenz junger Erwachsener und wie man diese fördern kann. Denn "das Kreditangebot für volljährige junge Erwachsene ist vielfältig und durch digitale Angebote gerade für junge Erwachsene immer leichter zugänglich. Im (Online-)Handel werden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, wie die Ratenzahlung oder die Stundung der Zahlung, beim Kauf angeboten und ermöglichen jungen Erwachsenen die Tätigung von Konsumausgaben über die zum Zeitpunkt des Kaufes verfügbaren finanziellen Mittel hinaus. Junge Menschen stehen in der Regel noch am Anfang ihres Berufslebens und verfügen daher nur über ein geringes Einkommen. Es kann daher vorkommen, dass sie auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen sind. Die Optionen, wofür das Geld benötigt wird, sind vielfältig. [...]
In der öffentlichen Diskussion zu jungen Erwachsenen und Kredit liegt der Fokus überwiegend auf einem etwaiges Fehlverhalten von jungen Erwachsenen. Es steht hier der Vorwurf im Raum, dass sich junge Erwachsene mittels Kreditoptionen, ein Leben über ihre Verhältnisse leisten und hierdurch ein vermeidbares Überschuldungsrisiko besteht. Gegen diese Argumentation spricht jedoch, dass der Anteil der fristgerecht zurückgezahlten Ratenkredite für die Altersgruppe der 18-19-Jährigen mit 98,1 Prozent über dem Durchschnitt über alle Altersgruppen hinweg liegt (97,9 Prozent) sowie die oben dargestellte Chance der Kreditaufnahme für die gesellschaftliche Teilhabe und die persönliche und berufliche Weiterentwicklung. [...]
Obwohl Kredite ein zentrales Mittel in der heutigen Wirtschaft darstellen, gibt es bisher kaum Erkenntnisse dazu, was die dafür notwendige Kreditkompetenz angeht. Im Forschungsprojekt zu Kreditkompetenz, welches Grundlage des vorliegenden Überschuldungsradars ist, liegt der Fokus auf jungen Kreditnehmer:innen und den Kompetenzfeldern, welche diese Personengruppe befähigen, produktive Kreditentscheidungen zu treffen. Um diese Faktoren zu identifizieren, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts auch die Risiken, die eine produktive Kreditaufnahme verhindern, analysiert." [...]
Kreditkompetenz, welche junge Erwachsene zu einer produktiven Kreditaufnahme befähigen, umfasst insgesamt fünf verschiedene Themenbereiche und 12 Kompetenzbereiche, die in dem Papier kurz vorgestellt werden.
"Diese notwendigen Kompetenzfelder resultieren aber zum Teil auch aus einem lückenhaften gesetzlichen Schutz oder einer lückenhaften Umsetzung des gesetzlichen Verbraucherschutzes. Zum Teil resultieren sie aber auch aus den Anreizsystemen, die im Kreditwesen verankert sind. So müssen Beratungsangebote, die bei der Komplexität der Kreditangebote hilfreich sind, auf die hinter der Beratung liegenden Interessen überprüft werden. Hilfreich hierfür sind zudem eigene Kenntnisse zu der Bandbreite der Kreditangebote und Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kreditarten. Verbraucherschützenden Vorschriften können die gewünschte Wirkung nur dann erzielen, wenn junge Erwachsene sie kennen und umsetzen können."