Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Die Paritätische Forschungsstelle hat eine aktuelle Berechnung zur Wohnarmut in Deutschland veröffentlicht.

Aus der Pressemitteilung vom 13. Dezember: "Die Ergebnisse zeigen ein alarmierendes Bild: Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen leben in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Die steigenden Mieten belasten vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional. Viele Haushalte geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus - manche sogar mehr als die Hälfte.

Von Wohnarmut betroffen sind insgesamt 21,2 % der Bevölkerung (17,5 Millionen Menschen). Das sind 5,4 Millionen mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Berechnung. Besonders hohe Wohnarmut gibt es in Bremen (29,3 %), Sachsen-Anhalt (28,6 %) und Hamburg (26,8 %).
Schleswig-Holstein liegt mit einer Quote von 22,6 % über dem Bundesdurchschnitt von 21,2 %. 

Massiv betroffene Gruppen sind:

- Menschen ab 65 Jahren: 27,1% Armutsquote
- Junge Erwachsene (18-25 Jahre): 31 % Armutsquote
- Alleinerziehende: 36 % Armutsquote
- Alleinlebende: 37,6 % Armutsquote (im Rentenalter sogar 41,7 %)
- Erwerbslose: 61,3 % Armutsquote

"Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zum Armutstreiber", erklärt Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. "Die Schere geht durch die steigenden Wohnkosten immer weiter auseinander."

Die Expertise unterbreitet Vorschläge, mit welchen sozialpolitischen Maßnahmen die Armutslücke geschlossen werden kann.

Die Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer ambitionierten Wohnungspolitik. Armutsbekämpfung erfordere eine Begrenzung der Wohnkosten. Deshalb müsse auf das bestehende Marktgeschehen stärker Einfluss genommen werden. In der Diskussion ist aktuell die 2015 eingeführte und Ende 2025 auslaufende Mietpreisbremse. Mit dem Ende der Ampel-Koalition könnte die eigentlich bis Ende 2028 geplante Verlängerung wegfallen. Es drohen massive Preissteigerungen in angespannten Wohnungsmärkten.

Der Paritätische Gesamtverband ruft darüber hinaus die künftige Bundesregierung auf neue, dauerhaft sozial gebundene Wohnungen zu schaffen.

"Eine zielgerichtete Politik zur Vermeidung von Armut in Deutschland braucht gute Löhne, bessere soziale Absicherung und eine Wohnungspolitik, die Mieten bezahlbar hält", fasst Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes die Expertise zusammen.

Die Studie basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt. Sie berücksichtigen erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Basierend auf den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden die Einkommen um die Wohnkosten bereinigt und so eine Wohnarmuts-Grenze ermittelt. Diese Wohnarmuts-Formel macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar."

 

Kurzexpertise Wohnarmut

 

 


Mehr zum Thema Wohnkosten und Mietbelastungsquote finden Sie auf unserer Hintergrundseite zum Schuldenreport.

Durchschnittlich wendeten die Klient*innen in der Schuldnerberatung bundesweit im Jahr 2023 45 %/560 € ihres monatlichen Haushaltseinkommens für Wohnkosten (Miete einschließlich Energie- und Nebenkosten) auf.

In Schleswig-Holstein waren es 46 %/584 €.

Besonders hoch ist der Anteil bei alleinerziehenden Frauen mit einem Kind (45 %/587 €) und bei alleinlebenden Frauen (44 %/486 €).

Das entspricht den Zahlen in Schleswig-Holstein: Alleinerziehende Frauen mit einem Kind 46 %/592 € und alleinlebende Frauen 44 %/480 €.

 

Mehr

 

 



Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein