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Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine Studie zur Überschuldung in Deutschland herausgegeben. Autoren sind Dr. Dieter Korczak (GP-Forschungsgruppe Berlin), Dr. Sally Peters und Dr. Hanne Roggemann (beide iff Hamburg).

"Bereits vor der Corona-Pandemie war die private Überschuldung in Deutschland ein großes sozialpolitisches Problem und schon längst kein Randphänomen mehr. Trotzdem gibt es jenseits der Zahlen von Creditreform, die jedoch nur einen eingeschränkten Einblick in das reale Überschuldungsgeschehen liefern, aktuell keine empirischen Untersuchungen, die umfangreiche und belastbare Zahlen bieten.

Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, eine realistische Abschätzung des Ausmaßes der privaten Überschuldung vorzunehmen, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu untersuchen und daraus politische Empfehlungen abzuleiten.

Um die Schätzung der deutschlandweiten Überschuldungszahlen voranzutreiben, wurde ein Indikatorenmodell angewandt und weiter entwickelt, das unterschiedliche Variablen einbezieht, die mit Überschuldung in Verbindung stehen. Um mehr über die finanziellen Auswirkungen der Pandemie zu erfahren, wurde eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage durchgeführt und durch eine vertiefte Analyse in zwei Modellregionen – im Regierungsbezirk Düsseldorf sowie den bayrischen Bezirken Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern – ergänzt.

Die Ergebnisse machen deutlich: In Folge der Pandemie nimmt die Zahl überschuldeter Privathaushalte weiter zu und bestehende soziale Ungleichheiten werden verschärft. Bereits verwundbare Personen ohne Rücklagen geraten immer stärker unter Druck, zudem laufen neue Personengruppen Gefahr, in die Überschuldung zu geraten. Hiervon besonders betroffen sind prekär Beschäftigte, Selbstständige und Menschen in Ausbildung. Da für diese Gruppen die staatlichen Unterstützungsleistungen nicht passgenau sind und notwenige Beratungsangebote oft nicht in ausreichendem Maß verfügbar sind, besteht hier der größte Handlungsbedarf.

Die Schuldnerberatungen haben vor allem in den Bereichen der Erreichbarkeit und (digitaler) Kommunikation auf die Pandemie reagiert. Die Anpassungsfähigkeit der Beratungsstellen hing von ihrer personellen, technischen und finanziellen Ausstattung ab. Die Studie zeigt, dass die prekäre Finanzierung vieler Beratungsstellen dazu führt, dass kaum kurzfristig auf die Krise reagiert werden kann. Maßnahmen wie die Aufstockung von Stellen, Anpassung der oder auch Investitionen in EDV sind mangels finanzieller Ressourcen nicht umsetzbar. Verschärft wird diese Situation vor allem bei Schuldnerberatungen, deren Finanzierung von der individuellen Beratungsleistung abhängt.

Um den drohenden Anstieg der Überschuldungszahlen von bisher verwundbaren und neuen Personengruppen abzuwenden, werden vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der ersten Covid-19-Welle folgende zentrale Empfehlungen formuliert:

1. Erweiterung der Anwendbarkeit sowie Mindestbetrag des Kurzarbeitergeldes

2. Passgenauigkeit der Soforthilfen an den Bedürfnissen der Zielgruppe

3. Institutionalisierung eines Beratungsangebots für (ehemalig) Selbstständige

4. Bekanntheit von Schuldnerberatungsstellen sicherstellen, Aufstockung des Personals sowie Digitalisierung der Beratungsstellen

5. Weiterentwicklung und kontinuierliche Erhebung von Überschuldungsindikatoren"

 

Zusammenfassende Ergebnisse und Download

 

 

 

Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein