Aktionswoche Schuldnerberatung 2019 "Albtraum Miete"
Aktionen in Schleswig-Holstein
Die Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein unterstützt auch in diesem Jahr die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung.
Eine Übersicht über alle Veranstaltungen, die innerhalb der Aktionswoche in Schleswig-Holstein durchgeführt werden, finden Sie hier (Stand 05.06.2019).
Folgende Inhalte haben wir auf dieser Seite zusammengestellt:
- Aktionen in Schleswig-Holstein
- Pressemitteilung der Koordinierungsstelle
- Hintergrund Aktionswoche
- Immobilienmarktatlas 2018 "Regionen in Schleswig-Holstein"
- Interaktive Karte zur sog. Mietbelastungsquote bei Neubauten
- Statistisches Bundesamt: Themenseite "Wohnen"
- Sozialverband: Wohnverhältnisse in Deutschland
- Hans-Böckler-Stiftung: Wohnungsproblem in Großstädten
- Doku auf ZDFzoom: Das Drama um die Sozialwohnungen
Pressemitteilung der Koordinierungsstelle
Die Koordinierungsstelle hat eine Pressemitteilung herausgegeben und auf die sich verschärfende Problematik von bezahlbarem Wohnraum insbesondere für überschuldete Menschen hingewiesen.
Fast ein Viertel (22,5 %) der Menschen, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen, haben Mietschulden. Die immer höheren Mieten und Energiekosten werden für Geringverdiener zur Kostenfalle. Zudem geben durchschnittlich 46 % ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten einschließlich Energie- und Nebenkosten aus. Das ist eine wesentliche Ursache für Überschuldung. Gleichzeitig haben Menschen, die überschuldet sind, kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Land und Kommunen müssen daher den Bau von Sozialwohnungen vorantreiben.
Hintergrund zur Aktionswoche
Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) lädt alle Akteure im Arbeitsfeld Schuldnerberatung ein, sich in der Aktionswoche vom 03.-07.06.2019 zum Thema "Albtraum Miete" mit eigenen Aktionen, Veranstaltungen und Pressearbeit zu beteiligen:
"Wohnen ist ein Grundbedürfnis und Grundrecht eines jeden Menschen. Höchste Priorität hat somit, angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dabei gilt es vor allem, bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau zu fördern. Menschen mit niedrigem Einkommen benötigen finanzielle Unterstützung, um steigende Miet- und Energiekosten abfedern zu können. Nicht zuletzt darf die SCHUFA Auskunft nicht zu einer Stigmatisierung führen. Sie sagt nichts darüber aus, dass der Schuldner keine Miete zahlt. Gerade mit der Durchführung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens unternimmt der Mieter alles, um Zahlungsstörungen zu vermeiden."
Die AG SBV hat diese und weitere Forderungen in einem Forderungspapier zusammengefasst, das unter dem Link zu finden ist.
Mehr Informationen zur Aktionswoche finden Sie unter www.aktionswoche-schuldnerberatung.de.
„Eine umfassende Schuldenregulierung ist unmöglich, wenn sich auf dem Wohnungsmarkt nichts ändert!“ Das ist der Tenor einer Entschließung „Wohnen und Schulden“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG-SB), die auf der diesjährigen Jahresfachtagung im Mai beschlossen wurde.
Immobilienpreise in Schleswig-Holstein steigen weiter
Die LBS Bausparkasse weist in ihrem aktuellen Immobilienmarktatlas 2019 "Hamburg und Umland" auf die teils drastisch gestiegenen Preise für Immobilien im Hamburger Umland hin.
Insgesamt sind Bestandshäuser im Umland zwar halb so teuer wie in Hamburg. Aber je näher an Hamburg und an günstigen Verkehrsverbindungen gelegen, desto teurer sind Häuser und Wohnungen auch im Umland. So kosteten neue Häuser in direkt an Hamburg grenzenden Orten wie Wentorf/Aumühle, Ahrensburg und Schenefeld inzwischen fast genauso viel wie in Hamburg. Die LBS geht von weiteren Preissteigerungen auch in den kommenden Jahren aus.
Unter dem Link finden sich neben der Studie auch interaktive Karten, in denen die Preise für Immobilien und Grundstücke in Hamburg und im Hamburger Umland dargestellt werden.
Ebenfalls unter dem Link zu finden ist der Immobilienmarktatlas 2018 "Regionen in Schleswig-Holstein" mit Zahlen für das ganze Land.
Interaktive Karte zur sog. Mietbelastungsquote bei Neubauten
In der Karte kann die sog. Mietbelastungsquote für die Städte und Kreise/kreisfreien Städte in Deutschland abgelesen werden. Sie gibt den Prozentwert an, den ein Haushalt von dem Nettoeinkommen für eine Drei-Zimmer-Neubauwohnung zur Miete (kalt) ausgeben muss. Eine Quote von 30 % gilt als kritisch.
In Schleswig-Holstein ist die Mietbelastungsquote in den kreisfreien Städten besonders hoch:
Kiel: 36,4 % (zum Vergleich: Hamburg: 31,8 %) - Mittlere Miete 11,52 €/qm (Hamburg: 14,00 €/qm)
Flensburg: 35,4 % - Mittlere Miete 9,42 €/qm
Lübeck: 27,4 % - Mittlere Miete 10,50 €/qm
Neumünster: 25,9 % - Mittlere Miete 9,94 €/qm
Nordfriesland: 18,1 % - Mittlere Miete 8,75 €/qm
Schleswig-Flensburg: 17,4 % - Mittlere Miete 8,79 €/qm
Rendsburg-Eckernförde: 18,5 % - Mittlere Miete 8,83 €/qm
Dithmarschen: 16,8 % - Mittlere Miete 8,24 €/qm
Pinneberg: 22,5 % - Mittlere Miete 10,50 €/qm
Plön: 20,8 % - Mittlere Miete 9,38 €/qm
Ostholstein: 24,7 % - Mittlere Miete 10,11 €/qm
Steinburg: 18,7 % - Mittlere Miete 8,60 €/qm
Segeberg: 22,9 % - Mittlere Miete 10,98 €/qm
Stormarn: 22,1 % - Mittlere Miete 11,75 €/qm
Herzogtum Lauenburg: 19,9 % - Mittlere Miete 10,13 €/qm
Die Bauwirtschaft macht die vermehrten Bauauflagen für die steigenden Mieten verantwortlich. Die Baukosten seien seit 2005 um 33 % gestiegen, so der Bericht.
Interaktive Karte Mietbelastungsquote
Statistisches Bundesamt: Themenseite "Wohnen"
Auf der Themenseite "Wohnen" findet sich umfangreiches, thematisch aufbereitetes statistisches Material zum Thema:
Datenreport 2018
Der Datenreport stellt die Zusammenhänge in übersichtlicher Form dar und macht u.a. Aussagen zu Mietbelastungsquoten verschiedener Haushaltstypen.
15 % der Bevölkerung durch Wohnkosten überbelastet
In Deutschland lebten 2017 rund 15 % der Bevölkerung in Haushalten, die durch Wohnkosten überbelastet waren. Das heißt, sie mussten mehr als 40 % ihres verfügbaren Einkommens für Wohnen ausgeben. Die Quote der Überbelastung durch Wohnkosten lag in Deutschland somit über dem EU-Durchschnitt von 10 % und ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht gesunken.
Im Durchschnitt wendeten Haushalte in Deutschland 2017 rund 24 % ihrer Konsumausgaben für Wohnen einschließlich Nebenkosten auf.
7 % leben in zu kleiner Wohnung
7 % der Bevölkerung in Deutschland lebten 2017 in einer überbelegten Wohnung. Das heißt, der Haushalt verfügte über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl. Die Überbelegungsquote war im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Besonders von Überbelegung betroffen waren in Deutschland armutsgefährdete Personen sowie Alleinerziehende und ihre Kinder (jeweils 19 %).
Wohnverhältnisse privater Haushalte 2018
Darstellung der Wohnsituation privater Haushalte sowie der Heizsysteme der Hauptwohnung, Verfügbarkeit von Zweit- und Freizeitwohnungen, Garagen und/oder Stellplätzen privater Haushalte nach ausgewählten Haushaltsmerkmalen.
Sozialverband: Wohnverhältnisse in Deutschland
Gutachten des Sozialverbandes Deutschland "Wohnverhältnisse in Deutschland - Mietbelastung, soziale Ungleichheit und Armut" gibt einen aktuellen Überblick zum Thema.
Tenor: Steigende Mieten und Wohnungsmangel verstärken die soziale Ungleichheit in Deutschland: Ausgerechnet Geringverdiener müssen überdurchschnittlich viel für Wohnen ausgeben.
Haushalte, die weniger als 1.300 Euro monatlich zur Verfügung haben, müssen 46 % ihres Einkommens für Miete aufbringen. Die Hälfte der Miethaushalte gibt mindestens 29 % oder mehr ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aus. Die Miete macht über eine Million Haushalte in Großstädten so arm, dass ihr Einkommen nach Miete unter dem Regelsatz von Hartz IV liegt.
Hans-Böckler-Stiftung: Wohnungsproblem in Großstädten
Wie groß ist das Wohnproblem in Deutschland? Welche Instrumente helfen, es zu lösen, welche nicht? Von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte aktuelle Studien liefern eine umfassende empirische Bestandsaufnahme mit detaillierten Daten für die 77 deutschen Großstädte von Aachen bis Würzburg.
- In Städteprofilen für die 77 größten deutschen Städte hat die Hans-Böckler-Stiftung detailliert die Wohnsituation aufbereitet. Sie informieren unter anderem über Wohnkosten, die lokale Lücke an günstigen Wohnungen gestaffelt nach Wohnungsflächen, über Wohnungsgrößen, die vor Ort je nach Einkommen erschwinglich sind, über Eigentumsquoten und Wohnungsausstattungen. Quelle
- In den deutschen Großstädten fehlen rund 1,9 Millionen günstige Wohnungen, darunter etwa 1,4 Millionen günstige Apartments unter 45 Quadratmetern für Einpersonenhaushalte. Am stärksten Betroffen sind Singles mit geringen Einkommen, aber auch Familien mit fünf und mehr Personen haben zunehmend Probleme, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Am größten ist die Lücke in Berlin, Hamburg und Köln. Quelle
- 40 % aller Großstadthaushalte (5,6 Millionen), in denen 8,6 Millionen Menschen leben, müssen mindestens 30 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen (Miete bruttokalt) ausgeben. 30 % Wohnkosten gelten unter Sozialwissenschaftlern und Immobilienexperten gerade für Mieter mit kleinen Einkommen als Belastungsgrenze, weil sonst zu wenig Geld für Alltagsausgaben bleibt. Quelle
- Wohngeld, sozialer Wohnungsbau und die Mietpreisbremse sind die drei wichtigsten Instrumente, mit denen Wohnen bezahlbar gehalten werden soll. Doch derzeit leisten sie „nur einen sehr eingeschränkten Beitrag für die Versorgung der Haushalte mit den größten sozialen Wohnversorgungsbedarfen“, so eine aktuelle Studie. Das liege wesentlich an einer problematischen Gewichtung, bei der das Instrument mit dem größten Potenzial – der Aufbau eines ausreichend großen, dauerhaft preisgedämpften Wohnungsbestands – mit vergleichsweise wenig Geld ausgestattet ist.
Nur relativ wenige Haushalte beziehen Wohngeld. Diese werden zwar spürbar entlastet, sie müssen aber auch mit Wohngeld im Mittel mehr als 40 % ihres Nettoeinkommens für das Wohnen ausgeben. Bei den Single-Haushalten mit geringem Einkommen liegt der Median sogar bei mehr als 50 %. Damit helfe das Wohngeld zwar dabei, überhaupt eine Wohnung anmieten zu können. Es sichere aber „eher die Marktteilnahme als eine tatsächlich soziale Wohnungsversorgung.“ Quelle
Doku: Das Drama um die Sozialwohnungen
Auf ZDFzoom lief am 13.06.2019 eine sehr sehenswerte Dokumentation zum Thema Sozialwohnungen. Sie geht der Frage nach, warum bundesweit über eine Mio. Sozialwohnungen fehlen und wie sich das auf Haushalte mit geringem Einkommen auswirkt. Bei ihrer Recherche deckt "ZDFzoom"-Autorin Renate Werner auf, wie unsere Bauämter und Paragrafen das Entstehen von neuem Wohnraum verzögern, warum Projektentwickler kein Interesse haben, Sozialwohnungen zu bauen, und wie sich unsere Städte immer mehr in arme und reiche Viertel spalten.